Erwin Wagenhofer (Regie)

Erwin Wagenhofer: Biographie

Erwin Wagenhofer, Filmemacher, lebt in Wien. Absolvent des Institutes für Technologie in Wien; Dozent an verschiedenen Hochschulen/Universitäten (angewandte Wien, Donauuniversität Krems, HSG St. Gallen)

  • 1984 Geburt der Tochter Raphaela 
  • 1985 Geburt der Tochter Magdalena

Filmauswahl

  • 1998 Menschen am Fluss(TV-Doku.)
  • 1999 Die vergorene Heimat (TV-Doku.) 
  • 2000 Der Gebrauch des Menschen (Doku.) 
  • 2001 Limes (Doku.)
  • 2005 We feed the World (Doku.) 
  • 2008 Let’s make Money (Doku.) 
  • 2011 Black – Brown – White (Feature) 
  • 2013 Alphabet (Doku.)

Erwin Wagenhofer: Statement

Nach zwei Filmen – über den Umgang mit Nahrung (We feed the World) und Geld (Let’s make Money) – stellte ich mir die Frage, warum kommt es überhaupt zu solchen Fehlentwicklungen und Verwerfungen?

  • Warum geraten Kulturen und Gesellschaften, die sich als hoch entwickelt sehen, in den Strudel von gewaltigen Krisen?
  • Warum sind wir so unglücklich, obwohl wir scheinbar alles haben?
  • Warum leben wir oder viele von uns in ständiger Angst/Existenzangst, obwohl unsere Volkswirtschaften einen unfassbaren Reichtum hergestellt haben?
  • Warum funktioniert die Verteilung dieses Reichtums so schlecht?
  • Warum ziehen wir das System der geschlossenen Angstgesellschaft einer offenen, freienGesellschaft vor?
  • Warum leben wir in einer Erwerbsgesellschaft und nicht in einer Tätigkeitsgesellschaft?

Auf all diese Fragen würde ich gerne versuchen, mit dem vorliegenden Filmprojekt eine mögliche Antwort zu finden, und diese Antwort – darin sind sich Experten und Denker, Wissenschaftler wie Laien einig – lautet: Es liegt daran, wie wir auf dieses Leben vorbereitet werden, wie wir erzogen, sozialisiert und letztlich gebildet werden, mit anderen Worten, welches ”Alphabet” wir übergestülpt bekommen, mit dem wir dann ausgerüstet auf und in die Welt losgehen.

 Die Idee zu diesem Film war also nicht Bildungssysteme miteinander zu vergleichen oder gar zu bewerten, sondern von einem nicht mehr tauglichen ist-Zustand ausgehend, die Menschen auf eine Reise einzuladen, deren Ziel es ist, in Bewegung zu kommen, um selbst die ersten Schritte zu tun. Leben meint bewegung. Demokratie meint so viele, wie nur möglich. Die Verantwortung für die Folgen unseres Handelns zu übernehmen, meint uns alle. Es ging darum, vor der eigenen Haustüre zu kehren. Denn eines ist klar, unser westliches Modell einer sogenannten modernen, fortschrittlichen Gesellschaft ist einerseits ins Stocken geraten und an seine Grenzen gestoßen und wird andererseits als alternativloses Patentrezept verkauft. Es ist aber weder ehrenhaft noch verantwortungsvoll, etwas als die einzige Lösung in die Welt hinaus zu posaunen, was längst vergangen ist. Denn das Neue ist nicht die Fortschreibung des Alten, wie uns die Geschichte lehrt.

Erwin Wagenhofer